Komplikationen beim medikamentösen Schwangerschaftsabbruch

Es gibt einige medizinisch bedingte Voraussetzungen (Kontraindikationen), unter denen Komplikationen während oder nach einem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch zu erwarten sind. Die Ärztin klärt dies bei der Voruntersuchung mit Ihnen. Selten treten behandlungsbedingte Komplikationen auf.

Mifegyne®

Kontraindikationen: Schwere Störungen der Nebenniere, unkontrollierbar schweres Asthma, Unverträglichkeit der verwendeten Medikamente, schwer einstellbarer hoher Blutdruck, schwere Herz-Kreislaufkrankheiten und Herzrhythmusstörungen. Für starke Raucherinnen über 35 Jahren ist die medikamentöse Methode mit gewissen Risiken verbunden.

Mögliche Nebenwirkungen von Mifegyne®: Mifegyne® sind in der Regel sehr gut verträglich. Selten tritt Übelkeit auf. Eine gelegentlich auftretende Komplikation nach dem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch sind vorzeitige Blutungen. In 5-10% aller Anwendungen kommt es zu starken Blutungen, selten bereits mit Abgang der Fruchtblase.

Cytotec®

Kontraindikationen: sind keine bekannt.

Nach der Anwendung von Cytotec® kommt es zu Kontraktionen der Gebärmutter und zu intervallartig starken Blutungen. Deutlich übermenstruationsstarke Blutungen sind häufig und normal. Als Komplikation nach dem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch stoppt die starke Blutung auch nach Stunden nicht (1% aller Behandlungen). In diesem Fall ist eine Curettage nötig.

Häufige unangenehme Nebenwirkungen sind starke, krampfartige Schmerzen, Schüttelfrost, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Die Beschwerden können mehrere Stunden andauern.

Bei 96-97% aller Anwendungen verläuft die Behandlung erfolgreich. In 2-3% aller Fälle sind ein unvollständiger Abgang der Schwangerschaft, anhaltende starke Blutungen und ein Weiterwachsen der Schwangerschaft möglich. In diesen Fällen muss eine Ärztin aufgesucht werden. Evtl. ist eine Curettage nötig. Es ist möglich, dass die Anwendung von Mifegyne® und Cytotec® die Frucht schädigt. Wir empfehlen daher unbedingt, einen einmal begonnenen Abbruch zu Ende zu führen. Infektionen sind bei korrekter Anwendung der Medikamente sehr selten.

Wie gehe ich vor, wenn ich kurz nach der Einnahme von Mifegyne® oder Cytotec® erbrechen musste?

Wenn das Erbrechen weniger als 30 Minuten nach der Einnahme erfolgte, so empfehlen wir eine erneute Medikamenteneinnahme. Falls keine Blutung vorliegt, empfehlen wir für Cytotec® generell die vaginale Applikation. Der lokale Wirkstoffspiegel ist höher und die Nebenwirkungen treten seltener auf.

Was passiert, wenn der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch nicht funktioniert?

Von 100 Frauen, die einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch durchführen, klappt es bei 3-4 Frauen nicht. Entweder wird die Schwangerschaft nicht vollständig ausgestossen oder bleibt bestehen oder es gibt eine verstärkte oder verlängerte stärkere Blutung. Lebensgefährliche Blutungen treten bei 1 von 10’000 Frauen auf und sind eine Rarität. Sie können entweder nochmals einen medikamentösen Zyklus (Mifegyne® gefolgt von Cytotec®) versuchen. Ich rate eher zum Beenden der Schwangerschaft mittels operativer Methode.

Kann Mifegyne® zu Missbildungen führen?

Das kann niemand ausschliessen, hat aber bei Frauen auch niemand beobachten können. Bei Geburten nach fehlgeschlagenen medikamentösen Schwangerschaftsabbrüchen wurden nur selten Fehlbildungen gemeldet. In Tierversuchen wurden Schäden an Föten beobachtet. Mifegyne® puls Cytotec® werden meistens zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft angewendet. Dies führt fast immer entweder zum Ende der Schwangerschaft oder eben selten zu einem normalen Fortbestehen und zur Geburt; ein Zwischendurch und damit Schäden am noch werdenden Kind sind dadurch Raritäten. Grundsätzlich wird sicherheitshalber empfohlen, bei einer einmal angefangenen Abtreibung diese auch zu vollenden, da es keine genauen Daten gibt, ob nach Austragen einer Schwangerschaft negative Auswirkungen bestehen, wenn Mifegyne® oder Cytotec® angewendet wurden.

Wie wirkt sich Cytotec® auf ein Ungeborenes aus, wenn es als Magenmedikament während der Frühschwangerschaft eingenommen wurde?

Cytotec® kann tatsächlich zu einem Ausstossen der Frucht führen und wird zur Geburtseinleitung und zum Schwangerschaftsabbruch verwendet. Wenn keine blutige Ausstossung stattgefunden hat, ist bei einer so frühen Schwangerschaft kein bleibender Schaden als wahrscheinlich zu erwarten. Entweder es kommt zur Ausstossung oder eben nicht: Es ist ein Alles oder Nichts. Eine Garantie gibt es allerdings nicht, aber ich meine, dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Bei medikamentösen Schwangerschaftsabbrüchen persistierten gelegentlich Schwangerschaften und eine Häufung von Missbildungen wurde weltweit nicht beobachtet.

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